Beobachten, erleben, nachmachen

Zusammen mit dem NABU Weiskirchen-Losheim und der Gemeinde Losheim legte der NABU Saarland am Losheimer Stausee unterhalb des neuen Minigolfplatzes zwischen Rundweg und Seeufer einen 3.000 qm umfassenden naturnahen Schaugarten an. Der Naturgarten ist eingebettet in den neuen fünf Hektar großen "SeeGarten", früher "Park der vier Jahreszeiten", das flächenmäßig größte Projekt des Gartennetzwerkes "Gärten ohne Grenzen".
Mit vielen unterschiedlichen Kleinstbiotopen nach dem Vorbild der Natur gibt der NABU-Naturgarten Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten der naturnahen Gartengestaltung. Heimische Pflanzen haben Vorrang vor exotischen Vertretern, da sie besser an die örtlichen Standortbedingungen angepasst sind.
Neben einem Gartenteich mit Wasserpflanzen und Solarpumpe gibt es auch mehrere Sumpfbeete mit Feuchtgebietspflanzen; ebenso Sand-, Kies- und Schotterbeete mit Trockenspezialisten. Ein kleiner Bauerngarten, bunte Blumenbeete mit Wildstauden, Obstbäume mit alten Sorten und eine Wildsträucherhecke finden hier einen Platz. Man kann Wildrosen und Rankpflanzen bestaunen und auf den unterschiedlichsten Materialien wie Hackschnitzel, Splitt oder Naturstein spazieren.
Trockenmauern und Lesesteinhaufen bieten Reptilien Unterschlupf. Nisthilfen für Vögel, Totholzhaufen und Insektenhotel sowie ein Honigbienenstand und eine Schmetterlings- und Wildbienenwiese bieten Lebensraum und geben die Möglichkeit, zuvor nie beachtete Tiere zu erkunden; zusätzlich helfen Informationstafeln und ein Infoheft, Näheres über Leben und Bedeutung der Tiere und Pflanzen zu erfahren. Eine Informationshütte dient der Unterbringung von Arbeits- und Lehrmaterialien.
Ruhebänke laden zum Verweilen ein und ein Raum der Stille soll die Sensibilität erhöhen, aber auch als kleiner Werkhof dienen.
Gärtnern mit der Natur statt gegen sie ist angesagt, so kann auf Gift- und Chemieeinsatz verzichtet werden. Der Naturgärtner setzt auf sanfte Pflege, er korrigiert die Natur allenfalls und nimmt mit natürlichen Mitteln wie Mischkultur Einfluss auf die Abläufe.
So schafft er ein kleines Paradies aus Menschenhand, das zum Lebensraum für unzählige Pflanzen- und Tierarten werden kann. Hier kann der Mensch wieder das Staunen lernen, er wird zum Beobachter; Entdecker und Genießer.
Der NABU-Naturgarten demonstriert, was die heimische Natur alles an Lebensformen im Pflanzen- und Tierreich bereit hält, und dient somit auch ökopädagogischen Zwecken.
Es wurden und werden verschiedene Projekte realisiert, zum Beispiel mit Schülern und Kindergärten. Aber auch Fachtagungen, Führungen, Workshops oder Seminare zu Themen wie Pflanzen- und Tierkunde, Baumschnitt, Teichbau, Gartenpflege u. a. sollen hier angeboten werden.
Außerdem erhalten die NABU-Gruppen die Möglichkeit, sich und ihre ökologischen Schwerpunkte in dem Schaugarten vorzustellen. Jede Ortsgruppe ist angesprochen, die Patenschaft oder die Betreuung für ein Wochenende pro Jahr im Garten zu übernehmen. Interessenten können sich bei dem Projektleiter melden.
Rund 85.000 Euro kostet die Errichtung des NABU-Naturgartens, der komplett über Spenden und Sponsoring finanziert wird (SaarToto, Fa. AVE GmbH, Elisabeth- und Prof. Dr. Horst Dietrich Hardt-Stiftung, Hochwälder Brauhaus, TWL, Fa. Harth & Söhne, Fa. Homanit, Fa. Glunz, PeugeotAutohaus Müller und mehrere Kleinspender) .

Auch zahlreiche Jugendliche haben bei der Anlage mitgeholfen: Im Mai 2009 war es die katholische Jugend Losheim im Rahmen einer 72-Stunden-Aktion des Bistums Trier. Diese begannen mit dem Gartenteich und der Kräuterspirale.
Weiter engagierten sich die Teilnehmer am Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) in zwei Projektwochen bei der Gestaltung und erledigten mit viel Ausdauer, Muskelkraft und Geschick grundlegende Erdarbeiten, Wegegestaltungen, Beetvorbereitungen, Holzarbeiten und Landart-Beiträge.

Schulklassen der Gesamtschule Losheim und der Eichenlaubschule Weiskirchen halfen in Projekttagen im Nutzgarten, bei Pflanzungen und beim Bau des Insektenhotels mit. Unterstützt wurden sie hierbei durch das Förderprojekt "Stärken vor Ort", welches vom Landkreis Merzig federführend organisiert und von der EU und dem BFSFJ gefördert wird. Ebenso war, was die technische Vorarbeit betrifft, die Kooperation mit der Losheimer Arbeitsmarktinitiative sehr produktiv.
Der Landschaftsarchitekt Thorsten Heinrich hat gemeinsam mit dem Projektleiter viele Ideen und Details in die Planung und Bauausführung einfließen lassen. Mehrere Praktikanten des NABU begleiteten bisher das Projekt hinsichtlich Bauausführung, Bestandskartierungen und Öffentlichkeitsarbeit. Die gesamte Projektabwicklung oblag dem Naturschutzreferenten des NABU Saarland. Rund 3.500 Arbeitsstunden sind bislang in einem Netzwerk aller Beteiligten in das Projekt gesteckt worden.
Somit ist nun neben den saarländischen NABU-Ökopädagogikzentren Urwaldscheune, NABU-Hütte Imsbach und NABU-Beringungsstation Saartal der vierte Baustein des dezentralen Konzepts entstanden. Ein umfangreiches NABU- Programm mit über 30 Einzelveranstaltungen für 2010 ist in Vorbereitung und soll das Programm des Gesamtprojektes "SeeGarten" gewinnbringend ergänzen. Über 35.000 Besucher werden bereits in 2010 erwartet.
Das Projekt ist eingebettet in einen Kooperationsvertrag mit der Gemeinde Losheim am See und wird seit der Fertigstellung im Frühjahr 2010 federführend von der NABU-Gruppe Weiskirchen-Losheim betreut.
Das Eingangsschild des NABU-Gartens heißt seine Gäste mit dem Spruch "Machen Sie sich auf in Richtung Natur im Garten - Schritt für Schritt - hier und zu Hause" herzlich willkommen. Wenn dies möglichst viele tun, kann der NABU hiermit einen echten Beitrag zur Umsetzung der Biodiversitätsstrategie leisten und gleichzeitig viele Menschen über ökologische Zusammenhänge informieren.
Für NABU-Mitglieder gilt im Übrigen eine Eintrittsermäßigung von einem Euro.

Dipl.-Geogr. Helmut HarthNaturschutzreferent NABU-Saarland