Der Nerz wird im Saarland wieder heimisch

Saarbrücker Zeitung vom 30.12.2008
Auswilderung erfolgreich – Population wird überwacht

Der Europäische Nerz breitet sich dank eines Auswilderungs-
programmes wieder im Saarland aus. Die Entwicklung des Bestandes wird von Wissenschaftlern der Universität Osnabrück untersucht.

Von ddp-Mitarbeiter Karlheinz Adamek

Saarbrücken/Osnabrück. Sie haben offenbar im Saarland eine neue Heimat gefunden, die kleinen braunen Europäischen Nerze mit ihrer markanten weißen Zeichnung an Kinn und Schnauze. Während der vergangenen drei Jahre wurden unter Federführung des Vereins zur Erhaltung des Europäischen Nerzes "Euro-Nerz" und mit wissen-
schaftlicher Begleitung der Universität Osnabrück 74 Tiere im Saarland ausgewildert. Ihre Ausbreitung und ihr soziales Verhalten werden nun mehrere Jahre von Experten überwacht.
Naturschützer freuen sich, denn die Art gilt in Deutschland seit Anfang des vorigen Jahrhunderts als ausgestorben. „Ich gehe davon aus, dass sich die Population bereits stabilisiert hat, denn es gibt schon erste Hinweise auf in freier Wildbahn geborene Tiere, sagt der Chef von Euro-Nerz, Wolfgang Festl. Seit Beginn des Projektes im Jahr 2006 seien lediglich 20 tote Tiere registriert worden. Gerechnet habe man mit einer Verlustquote von bis zu 90 Prozent. Festl geht davon aus, dass westlich und östlich der Saar schon etwa 50 Nerze eigene Reviere haben. Tragende Weibchen hätten pro Wurf bis zu drei Junge, erklärt Festl. Das könne reichen, um die Population auf Dauer zu sichern. Weitere Auswilderungen seien deshalb vorerst nicht mehr nötig. „Jetzt beginnt eine gezielte, vermutlich drei Jahre dauernde Überwachungs-
phase“, sagt die wissenschaftliche Leiterin des Projektes von der Universität Osnabrück, Elisabeth Peters. Dabei kämen verschiedene Systeme zum Einsatz wie etwa Fotofallen oder sogenannte Floßfallen. Dabei handele es sich um ein Rohrsystem mit Bürsten oder Klebemitteln, bei dem man einzelne Tiere anhand ihrer Haare zuordnen könne, so Peters. Hinzu kämen Lebendfallen. Nur so könne man letztlich „harte Zahlen“ über die gesamte Population bekommen, ergänzt die Diplombiologin Frauke Krüger. Schön dokumentieren lasse sich das Verhalten im Freiland bei den Nerzen, die mit einem Sender ausgestattet sind.

Gute Kondition

Die wenigen Nerze, die bisher gefangen, gewogen und wieder freigelassen wurden, hatten jedenfalls eine gute Kondition. Das zeigt, dass sie ihren neuen Lebensraum im Saarland annehmen. Verantwortlich ist dafür offenbar die Renaturierung der Ill und angrenzender Gewässer sowie eine damit verbundene Ansiedlung von mehr als 400 Bibern. Ihre Teiche gelten als Laichplätze für Amphibien und die stehen auf dem Speiseplan der Nerze ganz oben. Das bestätigt auch der Projektleiter des Zweckverbandes Ill-Naturierung, Uli Heintz. Er freut sich über die geringen Verluste bei den ausgewilderten Tieren. Der größte Feind der Nerze sei offenbar der Fuchs. Aber auch Greifvögel hätten sich wohl manches Tier gepackt. Natürlich sei der Nerz auch ein Räuber und sorge schon mal in einem Hühnerstall für Panik, sagt Heintz. Dabei gehe es ihm nicht um die Hühner, sondern um die Eier. Heintz rechnet damit, dass das Saarland zu einem neuen Ausbreitungsraum für Nerze werden kann. Abwanderungen der Tiere entlang von Flüssen und Bächen in Richtung Rheinland-Pfalz, Frankreich und Luxemburg seien jederzeit möglich.